Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 126
(PDF, 40 MB)
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Karl-Peter Krauss

le Unterschichten, die in der Regel aber nicht völlig mittellos waren. Sie sahen in der
Auswanderung eine Chance zum Landerwerb und dem damit verbundenen sozialen
Aufstieg, was eine Partizipation an der Agrarkonjunktur bedeutete. Impulse für eine
Auswanderung gaben oft Versorgungskrisen, Kriege und Umbrüche. Aus dem Raum
der späteren hohenzollerischen Gebiete waren es offiziell etwa 1350 Einzelpersonen
und Familien, die nach Ungarn auswanderten, was wohl rund 2500 bis 3000 Personen
entsprach.6 Hinzu kamen Menschen, die ohne offiziellen Konsens das Land verließen,
aber auch viele Handwerksburschen auf der Wanderschaft, die irgendwann glaubten, in
den vielen ungarischen, aber zumeist deutschsprachigen Städten, ihr Glück gefunden
zu haben.

In der Regel ist von den Ausgewanderten nur der Name bekannt, mitunter tauchen
sie in Registrierungslisten wie etwa Ansiedlerlisten oder in Kirchenbüchern in den Zielgebieten
wieder auf. Private Korrespondenz von Ausgewanderten wurde in den seltensten
Fällen überliefert. Die charakteristischen Auswanderungsquellen wie etwa Gesuche
um Auswanderung, Manumissionsbriefe7, Rechnungsbücher mit der Auflistung
von Abzugsgeldern, Kirchenbücher und dergleichen vermögen zwar insgesamt ein
quantitatives Gesamtbild der Auswanderung zu vermitteln und es lassen sich damit
Personen identifizieren, doch eine Annäherung an ihr Leben ist dadurch kaum möglich
. Ziel dieses Beitrags ist es jedoch, Lebenswege von Ausgewanderten wenigstens in
Teilen zu rekonstruieren, Auskunft über Lebensabschnitte und die demographischen
Verhältnisse in den Zielgebieten zu geben.

ERBSCHAFTEN UND GELDTRANSFER NACH UNGARN

Von den aus den hohenzollerischen Ländern ausgewanderten Familien oder Einzelpersonen
haben etwa knapp 20 Prozent nach der erfolgten Ansiedlung in Ungarn eine
Erbschaft bezogen bzw. ihr Vermögen in die neue Heimat transferieren lassen.8 Durchschnittlich
lag die Höhe solcher Erbschaften bei ca. 160 Gulden.9 Dieser Prozentsatz
ist im Vergleich zu anderen Auswanderungsterritorien recht hoch. So hat der ungari-

6 Die Zahlen entstammen den Regesten von Werner Hacker: Auswanderung Hohenzollern (wie
Anm. 2). Hier sind sowohl Einzelpersonen als auch Familien unter dem Namen des männlichen Familienoberhaupts
aufgeführt. Bei heiratswilligen Paaren oder frisch getrauten Personen erfolgte eine Nennung
beider Partner unter ihrem jeweiligen Namen, andererseits ist bei Familien oft nur der Name des Mannes
benannt. Das führt sicher zu Unscharfen und Ungenauigkeiten, auch in Bezug auf die hier veröffentlichten
Zahlen, zumal nur jene Personen gezählt wurden, die nach Hacker nachweislich nach Ungarn gingen.

7 Entlassungen aus der Leibeigenschaft.

8 Insgesamt zum Forschungsstand und zur Thematik des Geldtransfers nach Ungarn: Karl-Peter
Krauss: „Mit einem Bündel sind sie gekommen" ? Geldtransfer aus dem Deutschen Reich nach Ungarn. In:
Gerhard Seewann, Karl-Peter Krauss und Norbert Spannenberger: Die Ansiedlung der Deutschen
in Ungarn. Beiträge zum Neuaufbau des Königreiches nach der Türkenzeit. München 2010 (Buchreihe der
Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa 40), S. 125-172.

9 Eine Auswertung der Regesten von Werner Hacker ergibt diesen Wert, vgl. Werner Hacker: Auswanderung
Hohenzollern (wie Anm. 2).

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