Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 127
(PDF, 40 MB)
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Erben und Sterben

sehe Wirtschaftshistoriker Istvdn N.Kiss zwar ermittelt, dass 18,8 Prozent der Auswanderer
vom Oberen Neckar ebenfalls eine Erbschaft bekamen, doch bei Auswanderern
aus anderen Territorialstaaten und Regionen lag dieser Wert niedriger10: Für den
Raum Mainfranken sind nur bei rund fünf Prozent der Auswanderer Erbschaften aufgelistet
, deren Durchschnittsvermögen bei ca. 206 Gulden lag.11 In Speyer wiederum
sind nach den vorliegenden Regesten Erbschaften recht selten und liegen bei etwa fünf
Prozent, ihr Durchschnittswert ist aber deutlich höher.12 Dabei ist bei diesen Zahlenangaben
immer eine gewisse Vorsicht geboten, denn solche statistischen Auswertungen
sind nur so genau wie die zeitgenössischen Aufzeichnungen und schließlich die
Uberlieferung entsprechender Quellen. Zudem wurden Vermögenstransaktionen natürlich
oft an den offiziellen Stellen vorbeigeschleust. Insgesamt zeigt es sich, dass der
Transfer von Vermögen nach Ungarn ein Massenphänomen war, der in zahlreichen Archiven
der Auswanderungsterritorien, aber auch den Ansiedlungsgebieten und damit in
Archiven der Nachfolgestaaten des Königreiches Ungarn seinen archivalischen Niederschlag
gefunden hat. Einen Einblick auf höchster diplomatischer Ebene geben die
Akten der Staatskanzlei, in der sich viele Hundert diesbezüglicher Vorgänge finden.13
Aber auch die Abwicklung von Erbschaftsgeldern über das Universalzahlamt in Wien
produzierte umfangreiche Akten in den Beständen der Galizischen Domänen.14 In den
Ansiedlungsgebieten selbst fanden diese Vorgänge ihren Niederschlag in Komitatsarchiven
, in Akten der Grundherrschaften (Kamerai- und Privatgrundherrschaften) sowie
in Gemeindearchiven, aber auch in der Korrespondenz zwischen Komitaten oder
Grundherrschaften mit der Statthalterei.15 Obwohl angesichts der Quellenlage eine zuverlässige
Annäherung an die Gesamtsumme des Vermögensexports nicht möglich ist,

10 Istvän N. Kiss: Die deutsche Auswanderung nach Ungarn aus neuer Sicht. Köln 1979 (Kölner Vorträge
und Abhandlungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 31), S. 14.

11 Alfons Pfrenzinger: Die mainfränkische Auswanderung nach Ungarn und den österreichischen Erbländern
im 18. Jahrhundert. Wien 1941.

12 Werner Hacker: Auswanderungen aus dem früheren Hochstift Speyer nach Südosteuropa und Übersee
im 18. Jahrhundert. Kaiserslautern 1969. Hier wurde nur ein Teil der Erbschaftsvorgänge in den Regesten,
nämlich die Namen mit den Anfangsbuchstaben A - E, ausgewertet. Hier zeigt sich ein Durchschnittswert
der Erbschaften von etwa 300 Gulden.

13 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (fortan HHStA), Staatskanzlei, Notenwechsel Ungarische und Siebenbürgische
Hofkanzlei 1749-1848.

14 Finanz- und Hofkammerarchiv Wien (fortan FHKA), Neue Hofkammer (NHK), Domänenakten, Ga-
lizische Domänen.

15 Trotz der lückenhaften Überlieferung der Komitatsakten des Komitats Batsch Bodrog gibt es immer wieder
vereinzelt Akten zu Erbschaftsvorgängen, Arhiv Vojvodine, Novi Sad (Archiv der Wojwodina), F2,
Backo Bodroska Zupanija (Komitat Batsch-Bodrog). Häufiger sind entsprechende Akten gemäß der Komitatsprotokolle
für das Komitat Baranya, insbesondere in der Zeit Josephs IL, Baranya Megyei Leveltär
(Komitatsarchiv der Baranya), Pees, IV.2, Baranya Värmegye II. Jözsef-fele közigazgatäsänak iratai (Komitat
Baranya, Josephinische Verwaltungsakten). In der Korrespondenz der Kameralämter finden sich öfters Hinweise
zu Erbschaften: Magyar Orszägos Leveltär (Ungarisches Landesarchiv), Budapest, Magyar Kamara
Leveltära (Archive der Ungarischen Kammern), Impopulationalia, E 125, 1785-1790, zum Beispiel Mikrofilme
22238, 22244, 22250. Ein Beispiel für einen Erbschaftsvorgang in einer privaten Grundherrschaft
findet sich in: Baranya Megyei Leveltär (Komitatsarchiv der Baranya), VI, A Batthyäny-Montenuovo csa-
läd bölyi leveltära (Das Bölyer Archiv der Familie Batthyäny-Montenuovo), Bü. 2.

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