Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 137
(PDF, 40 MB)
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Erben und Sterben

bis ich sie an gute Leute anbrachte, der Aloisius lernt das Wagner Handwerk.51 Drastisch
ist auch das Schicksal des Waisenkindes Genoveva Sailer, die ein Erbe aus Höfendorf
zu erwarten hatte. Sie war von einem Verwandten aufgenommen worden, nachdem
sie zunächst bei einer Tante lebte. Sie hatte als Kind die Füße erfroren, was eine
mangelhafte Fürsorge nahe legt.54

FRAUENSCHICKSALE: ZUR REKONSTRUKTION VON LEBENSWEGEN

Im Folgenden wird der Versuch entnommen, anhand der vorliegenden Akten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit, aber auch mit Hilfe von Kirchenbüchern und weiterer Dokumente
, Lebensabschnitte von Frauen aus zwei Auswandererfamilien zu rekonstruieren
.

a.) Genoveva Sailer: Habe mein Leben aufdiser Welt sadt

1778 erbat Genoveva Sailer aus Neu-Palanka das Erbe ihres Vaters in Höfendorf im
Oberamt Haigerloch, Hohenzollern-Sigmaringen. Das Schreiben war am 9. Juni 1778
vom Richter und den Geschworenen von Palanka ausgestellt worden.55 Als Waise war
Genoveva in einer Pflegefamilie aufgewachsen; nach dem frühen Tod der Eltern und
der zwei Geschwister war sie schließlich die einzige Überlebende der Familie. Erst als
sich abzeichnete, dass sie ein Erbe zu erwarten hatte, wurde sie von ihrem Schwager
Johan Klery aufgenommen. Aus einem Schreiben dieses Verwandten ergeben sich weitere
Lebensdetails: Und ich Johan Klery habe sie zu mir genomen in Mein Hauß [.,.]
wegen Verfrihrung ihrer Fießen doch aber hat sich ein Witman befunden der [sie] hei-
rathen will, ein Schneider seines Hantwerkhs doch aber nit biß eß sein Erb Thaill be-
kombt [...]. Genoveva hatte somit vermutlich aufgrund mangelnder Betreuung die Füße
erfroren und war behindert. Doch wollte sie ein Schneider trotzdem heiraten - aber
uneigennützig mit der Hochzeit warten, bis das Geld da war. Zwar wurden im Januar
1780 etwas über 290 Gulden vom Hofrat und Obervogt von Haigerloch, in die k. k.
Rentkasse in Rottenburg eingezahlt. Doch bis Mitte Mai 1781 lag das Erbe immer noch
dort, weil es Unstimmigkeiten und Kompetenzgerangel zwischen dem vorderösterreichischen
Amt in Rottenburg und dem Fürstentum Hohenzollern gab. Auch der Versuch
von Genoveva Sailer, das Geld per Wechsel zu erhalten, den sie in Peterwardein
einlösen wollte, misslang.

Dramatisch wurde ihre Situation im Herbst 1780; Genoveva Sailer stand vor dem
Ruin. Denn sie hatte, wie so viele Ansiedler, in Erwartung ihres Erbes investiert und die
Gläubiger darauf vertröstet, das Geld werde bald eintreffen. Am Freitag, den 13. Oktober
1780 schrieb sie einen verzweifelten Brief, der folgende Textpassagen enthält:/...]
ich habe schon mein Leben auf diser Welt sadt, dan eine gesätze Petlerin bin ich schon,

53 StASHo200Tl Nr. 71 (Juli 1818) (Quellendokumentation Nr.7.1.).

54 KrArchBL, Oberamt Hechingen, Hech 2b, Höfendorf, Nr.36, 1780-1851 (19.04.1779) (Quellendokumentation
Nr. 3.3.).

55 KrArchBL, Oberamt Hechingen, Hech 2b, Höfendorf, Nr. 36, 1780-1851.

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