Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 140
(PDF, 40 MB)
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Karl-Peter Krauss

Anna Maria Steltzer waren vermutlich 1770 nach Ungarn ausgewandert.62 1770 und 1771
waren die Jahre mit der stärksten absoluten Auswanderung aus den hohenzollerischen
Fürstentümern. Es waren Krisenjahre mit schlechter Witterung, verheerenden Missernten
und damit steigenden Agrarpreisen und einer dramatischen Versorgungskrise. Der
aus Trillfingen im Oberamt Haigerloch stammende Georg Steltzer hatte offiziell
221 Gulden mit nach Ungarn genommen und in dem Ansiedlungsort Priglewitz St. Iwan
das Haus mit der Hausnummer 255 in der Pfarrgasse bezogen.63 Daneben hatte er in
Trillfingen noch eine kleinere Erbschaft zu erwarten, die nach seinem Tode seinen beiden
Kindern zugute kommen sollte. Dieses Erbe im Umfang von etwa 300 Gulden
wurde von Jakob Steltzer und Joseph Stehle verwaltet.64 Schon seine Frau Anna geb.
Horn und ihre Geschwister, darunter Franziska Horn, hatten sich zwischen 1782 und
1784 erfolgreich um ein Erbe aus der früheren Heimat bemüht; so dokumentieren
Erbschaftsakten aus zwei Generationen einen Lebensausschnitt dieser Familien.65

Als Anna Maria Steltzer am 13. Februar 1798 Melchior Hack heiratete, war der Zeitpunkt
gekommen, um in der Heimat der Eltern nach dem Erbe zu fragen. Mit Schreiben
vom 4. Mai 1798 wandte sich nun das königliche Kameralrentamt in Apatin im Komitat
Batsch-Bodrog auf Betreiben der Erben an das Oberamt Haigerloch und bat um
die 300 Gulden Erbvermögenbb. Die dortige Oberamtskanzlei reagierte prompt auf den
Brief. Auf dem Schreiben findet sich ein Vermerk des Oberamts Haigerloch: Solle [das
Erbe] aufgekündet, und die Hälfte des Vermögens dahin auf Martini gesendet werden.
Üblicherweise und gemäß den Vorschriften hatten die Pfleger des Erbteils das Geld gegen
Zins mit Kündigungsfrist zum Wohl der Waisen verliehen. Tatsächlich traf Anfang
1799 ein Schreiben in Priglewitz St. Iwan ein, dessen Empfang durch einen Rückschein
bestätigt werden musste, in dem angekündigt wurde, dass das Geld in wenigen Tagen
abgeschickt werde. Daraufhin sandte der Geschworene von Priglewitz St. Iwan, Gabriel
Rab, im Auftrag der Schwestern Steltzer am 15. März 1799 einen Brief, in dem er Ratschläge
für den Versand des Geldes erteilte. Hierin zeigt sich auch die Häufigkeit der
Empfangnahme von Erbgeldern, zumal dies der zweite Fall innerhalb einer Familie war.
Sonst wäre die genaue Kenntnis des besten Übermittlungsweges von einem Mitglied des
Ortsvorstandes kaum zu erwarten gewesen. Der genaue Inhalt der entscheidenden
Passage war: Wenn sie das genande Geld abschücken nur mit Aufbund Recepisse" reco-

62 In den Ansiedlerlisten der Jahre 1766,1767 und 1768 wurde Georg Steltzer noch nicht geführt, wohl aber
in einem Verzeichnis der Hausbesitzer 1770. Vgl. Heimatbuch Batschsentiwanm, Geschichte einer donauschwäbischen
Großgemeinde in der Batschka zwischen Donau und Theiß. Heidelberg 1980, S. 69-77.

63 Ebd., S. 76. Die Vermögensangaben siehe bei Werner Hacker: Auswanderung Hohenzollern (wie
Anm. 2), S. 212. Vermerkt wurde dies aber erst am 18.03.1771.

64 KrArchBL, Oberamt Hechingen, Hech 2b, Trillfingen, Nr. 42,1782-1854 (09.01.1798) (Quellendokumentation
Nr. 6.1.).

65 StASHo202T3Nr. 197.

66 Wohllöblßches] Ober Amt! Anna und Elisabetha beide Kinder des aus Trillfingen mit seinem Eheweib
Anna gebohrnen Hornin eingewanderten Georg Steltzer machten dießorths das Ansuchen [...] wegen Überkommung
ihres daselbst bei denen Pflegern Jacob Steltzer, und Joseph Stehlin anliegenden Erbvermögens
per 300fl. [...].

67 Es handelte sich bei einer „Recepisse" um einen Empfangsschein, vgl. Brockhaus Conversations Lexikon
, Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 88.

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