Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 199
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0207
Neues Schrifttum

Das historische Sachbuch richtet sich an eine breite Leserschaft, verzichtet um der
Lesbarkeit willen auf Fußnoten, enthält dafür einen detaillierten bibliographischen Anhang
(S. 355-367), ein Personenregister (Uwe Steffen, S. 369-376) und einen Bildnachweis
. Der Autor kommentiert die Quellennutzung in Bezug auf Wilhelmines Memoiren
(3. Fassung, 1746, Braunschweig, 1810 [frz.] in der deutschen Ubersetzung von
Annette Kolb, Frankfurt, 1980) und die Korrespondenz Wilhelmines mit ihrem Bruder
(übersetzt von Gustav B. Volz, 1927) und belegt seine Aktenrecherche nach den Reper-
torien im Geheimen Staatsarchiv, Preußischer Kulturbesitz (Berlin), den Manuskriptfunden
in der Universitätsbibliothek Erlangen, den Beständen zum Fürstentum Brandenburg
-Kulmbach-Bayreuth im Staatsarchiv Bamberg, einschlägigen Dokumenten
aus dem Geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien (Ballhausplatz) und „Berichten
aus dem Reiche" der Kgl. Preußischen Hof- und Staatskanzlei.

Uwe A. Oster lässt seine Leserschaft teilhaben am Leben Wilhelmines als ältester
Tochter des Soldatenkönigs, der zur Sicherung der Thronfolge einen „kleinen Grenadier
" erwartet hatte. Er zeigt aus Wilhelmines Memoiren und ihrem Briefwechsel mit
ihrem Bruder Friedrich, dem später das Attribut „der Große" zuerkannt werden sollte
, die Höhen und Tiefen eines Frauenschicksals in den engen Zwängen dynastischer
Interessen und einer Hausmachtpolitik, der private Neigungen und persönliche Beziehungen
von Familienmitgliedern im Wortsinne gnadenlos untergeordnet wurden - sei
es das Einfädeln und der Zwangsvollzug der Heirat Wilhelmines mit dem Markgrafen
Friedrich von Bayreuth (1731) oder diverse Racheakte im Kontext der Verschwörungsund
Desertionspläne ihres Bruders Friedrich (1730), die aus der geschwisterlichen Korrespondenz
abgeleitet werden konnten und dem Zweck dienten, die Königstochter
dem väter- und mütterlichen Willen gefügig zu machen. Guy Dickens, diplomatischer
Vertreter des Hauses Hannover, sah am Hochzeitstag „die arme Prinzessin als Opfer
der Wut und Furie ihres Vaters" (3. Juni 1731), nicht ahnend, was sie ihrer Mutter versprechen
musste.

„Verlobt, verheiratet, verliebt?" - Uwe A. Oster geht dieser verqueren Abfolge nach
und belegt, wie gegensätzlich die preußische Königstochter und der Erbprinz von Bayreuth
waren, wie der kurz nach der Vermählung Schwangeren von ihrem Vater „die
Gnade gewährt" wurde, die 14-jährige Halbwaise Wilhelmine Dorothea von der Marwitz
mit nach Bayreuth nehmen zu dürfen, eine „Medea", die als engste Vertraute später
eine schicksalhafte Rolle als gefährliche Rivalin und Mätresse ihres Ehegatten spielen
sollte (vgl. das Portrait des Hofmalers Antoine Pesne [1683-1757]). Die Memoiren
berichten vom Reiseverlauf in die Provinz, die wenig erbauliche Erstbegegnung mit
Adligen aus dem Vogtland („Bauernlümmel", wortkarge „Stockfische"), der Geistlichkeit
(mit „Halskrausen wie Waschkörbe"), einem „nichts sagenden Schwiegervater
...ohne jegliche Grazie und Würde", der Trunksucht verfallen. Nichts schien zu passen
und es galt, familiär Gnade in Versöhnung umzuwandeln.

Uwe A. Osters Biographie über Wilhelmine von Bayreuth durchziehen wie ein roter
Faden die engen Beziehungen zu ihrem Bruder Friedrich (d. Gr.), ihre literarischen und
musischen Interessen, ihr Wettbewerb in Repräsentation („vom Bauwurm besessen":
Bayreuther Rokoko; Markgräfliches Opernhaus und Neues Schloß), ihre Reisepläne
nach Frankreich und Italien und immer wieder Berichte über ihre instabile Gesundheit.
Als der Bruder den Tod des Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740)

199


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0207