Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 200
(PDF, 40 MB)
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Neues Schrifttum

seiner Schwester mitteilte, reagierte sie bei dessen Thronbesteigung mit der förmlichen
Anrede „S. Majestät", was Friedrich vehement zurückwies: „Ich bitte Dich, mich stets
nur als Bruder und als weiter nichts zu betrachten". Daß sie jemals im Verhältnis ihres
Bruders zum Freund und Philosophen Voltaire (1750/51) vermittelnd werde eingreifen
müssen oder dass ihre Einschätzung der Machtpolitik des Bruders fast zum Bruch führte,
waren für Wilhelmine als Schwester des Königs von Preußen und Gattin des Markgrafen
von Bayreuth wegen der territorialen und Nachbarschaft zu Böhmen und der familiären
Beziehungen zu Ansbach und Württemberg weitere schicksalhafte Erfahrungen
: Während Friedrich d. Gr. Siege bei Rossbach und Leuthen errang und die Truppen
des Zaren taktisch aus Ostpreußen abzogen, um 1758 die Krönungsstadt Königsberg zu
besetzen, erreichten die Kriegshandlungen das markgräfliche Gebiet, wo die Ubergabe
der Plassenburg ob Kulmbach von den Kaiserlichen erzwungen wurde. Wilhelmine von
Bayreuth musste erleben, dass eine Abteilung der Reichsarmee plündernd durch die Residenzstadt
und die umliegenden Orte zog, während sie selbst todkrank war: an Tuberkulose
und Wassersucht leidend, verstarb Wilhelmine im Kreis ihrer Familie am
14. Oktober 1758, dem Tag, an dem ihr Bruder bei Hochkirch in der Lausitz seine
schlimmste Niederlage erlitt. In einem Brief an Voltaire beschrieb Friedrich d. Gr. den
Tod der Schwester als „Unglücksfall", gegen den „alle Festigkeit, mit der man sich wappnen
will und alles Reden der Philosophen nichts als vergebliche und unnütze Hilfen
sind". Friedrich der Große hielt „in Treue fest" zu seiner Lieblingsschwester (Gleichen-
Ruß wurm, Alexander von, 1925). Im schicksalhaften Leben stellte das beiderseitige Vergöttern
neben der Musen einen beeindruckenden Beleg für Stabilität einer Beziehung dar,
die in einem Gemälde von Antoine Pesne (1714) zum Ausdruck kommt. Zu spät erreichte
Voltaires Ode die markgräfliche Residenz, in der Wilhelmine als „Frau ohne Vorurteil
, Fehler und Irrtum" bezeichnet wurde - original gefaltet und unberührt wurde der
Brief erst 1864 im Nachlass gefunden. Es sollte knapp weitere 100 Jahre dauern, bis Gemälde
des Genfer Portraitisten Jean-Etienne Liotard (1702-1789) in der Münchner Pinakothek
als Privatleihgaben entdeckt wurden: die „Bayreuther Hochzeit" (1748) zwischen
Elisabeth Friederike Sophie und Herzog Karl Eugen von Württemberg sowie die
Portraits von Mutter Wilhelmine und ihrer Tochter, der „schönsten Prinzessin aller europäischen
Höfe". Wieder in Staatsbesitz, kehrten Liotards Gemälde 1970 nach Bayreuth
(Portraitgalerie, Neues Schloss) zurück.

Uwe A. Oster erwähnt abschließend, dass Friedrich d. Gr. 1766/1769 von Carl Gon-
tard einen „Freundschaftstempel" zum Andenken seiner Schwester im Park von Sanssouci
errichten ließ, den eine Skulptur Wilhelmines als nachdenkliche Philosophin mit
Buch und ihrem Schoßhündchen Folichon ziert (Johann Lorenz Wilhelm Räntz,
1772/73). Der Rezensent vermisst einen Hinweis auf Wilhelmines Beisetzung in der
Schlosskirche Bayreuth - und im Literaturverzeichnis den Verweis auf Thea Leitner
(""1921, Wien) und deren Werk, u.a. „Skandal bei Hof - Familienschicksale an europäischen
Königshöfen" (1993).

Wolfratshausen Willi Eisele

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