Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 204
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0212
Neues Schrifttum

Frank Becker: Kultur im Schatten der Trikolore - Theater, Kunstausstellungen, Kino
und Film im französisch besetzten Württemberg-Hohenzollern 1945-1949. Frankfurt
/M.: Peter Lang 2007. 200 S. (Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Band
1041).

Räumlich bezieht sich die Untersuchung des Historikers Frank Becker (::'1970) auf den
kleineren Teil der französischen Besatzungszone, die sich auf das Land Rheinland-
Pfalz, das Saargebiet (Sonderstatus), Stadt und Landkreis Lindau (Brücke zum französischen
Besatzungsgebiet in Vorarlberg/Tirol, Sonderstatus, ab 01.09.1955 zu Bayern),
Südbaden und Württemberg-Hohenzollern (17 Kreise südlich der Autobahn Ulm-
Karlsruhe und die „Hohenzollerischen Lande"/Regierungsbezirk Sigmaringen) erstreckte
, dessen Wirtschaftsstruktur stark landwirtschaftlich-mittelständisch geprägt und der
von der Konfessionalität mehrheitlich katholisch ausgerichtet war. „ Gottes Armut en am
Säckle" - so charakterisierte der Volksmund die 10,4 qkm (von 39,8), bezogen auf die
ländlichsittliche Bevölkerung ist die Rede von knapp 1 Mill. (von 5,8 Mill.) Einwohnern.

Thematisch grenzt der Autor seine Untersuchung auf jenen Sektor der französischen
Besatzungspolitik ein, für den ein zentralistisch orientiertes Comite interministeriel des
affaires allemandes et autrichiennes in grundsätzlichen Directives pour notre action en
Allemagne vom 19./20.7.1945 auf eine penetration culturelle {Herbert Elzer, FAZ vom
29.11.2005) festgelegt hatte: die öffentlichen Theater, Kunstausstellungen und das Massenmedium
Film, bezogen auf die Jahre 1945-1949. Was für die angloamerikanischen
Zonen das Schlagwort reeducation war, fand in den französischen zivilen und militärischen
Besatzungsstrukturen als weiteres Ziel der Besatzungspolitik als „reeducation,, neben
der Forderung nach Entpreussung als Aspekt der Sicherheit und aus Furcht vor Wiedererstarken
eines deutschen Zentralstaats seinen Niederschlag.

Es ist bekannt, dass die französische Besatzungspolitik durch die Historiker abhängig
von der Aktenlage unterschiedlich bewertet wurde: F. Roy Willis, The French in Ger-
many 1945-49 (1962) und Alfred Grosser, Deutschlandbilanz (1970) bezeichneten die
kulturelle Seite der „Deutschlandpolitik Frankreichs" unter Charles de Gaulle als Mosaikstein
der deutsch-französischen Verständigung - vgl. auch die „Materialien für den
Geschichts- und Geographieunterricht" (zweisprachige CD, 2003, als virtuelles Klassenzimmer
unter www.deuframat.de), während Theodor Eschenburg die „Jahre der Besatzung
" (1983) und Klaus-Dietmar Henke neben dem Aspekt der Sicherheit die wirtschaftliche
Nutzung der „Ausbeutungskolonie" mit dem Begriffspaar securite et charbon
(Sicherheit und Kohle) und der Kulturpolitik als „Beiwerk" die Besatzungsmaßnahmen
als widersprüchlich (1980/83) charakterisierten. Rainer Hudemann kam 1988, nach Nutzung
neu zugänglicher Quellen aus den Archiven in Colmar (MAE Archives de l'Occu-
pation Francaise en Allemagne et en Autriche) zum Schluss, dass sich die Besatzungspolitik
als ambivalent darstelle. Er zitiert dazu Emile Laffon, den Generalverwalter der
Französischen Besatzungszone: « En resume, lapolitique... peut se definirpar son double
caractere defermete et d'humanite ». („Zusammenfassend [ist festzustellen], daß die [Be-
satzungs-JPolitik sich durch ihren doppelten Charakter definiert: [Festigkeit und] Entschlossenheit
und Humanität".) Jerome Vaillant schließlich sieht den kulturellen Part
der Entnazifizierung als politisch motivierten Beitrag zur Völkerverständigung (1981)
und Edgar Wolfrum verabschiedet sich von den Mythen, die sich um die Besatzungsjahre

204


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2010/0212