Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
46(131).2010
Seite: 205
(PDF, 40 MB)
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Neues Schrifttum

rankten („düstere Franzosenzeit", „Erbfeinde", „Erneuerer mit einer Kulturmission") -
Zeitzeugen und lokale Erfahrungsberichte verändern die Perspektive (u. a. GWU 40,
1989, S. 84-90, Die ZEIT Nr. 21 vom 18.05.2000, S. 82). Frank Becker erkannte die De-
siderata der Forschung für den Bereich der Kulturpolitik (u. a. für die Städtetheater Tübingen
und das Hohenzollerische Landestheater Sigmaringen, aber auch die Kunstausstellungen
und Kulturtage auf Stadt- und Landkreisebene), bezogen auf Zivil- und
Militärarchive, aber auch zeitgeschichtlich relevante Dokumente in (Privat-) Sammlungen
und Pressearchiven.

Frank Becker erörtert die Rahmenbedingungen der französischen Besatzungspolitik
als auswärtiger Kulturpolitik im Rahmen der Umerziehung mit dem Blick auf die Entwicklung
bzw. Wiederbelebung deutsch-französischer Kulturbeziehungen, analysiert
die grundlegenden Direktiven vom Juli/August 1945 concernant l'enseignement, les be-
aux arts, la jeunesse et les Sports, die auch dem Schutz historischer Denkmäler, Kunstschätze
, wertvoller Bücher und Gemälde, der „behutsamen Säuberung von Bibliotheken"
von zweifelhaftem nationalsozialistischem und militaristischen Schrifttum dienten. Die
französischen Offiziere sollten als „Verteidiger der Kultur" auftreten, um Wertschätzung
und Respekt der deutschen Zivilbevölkerung zu gewinnen.

Exemplarisch stellt Frank Becker die Hauptakteure vor: auf französischer Seite Emile
Laffon (1907-1957), Raymond Schmittlein (1904-1974) und auf deutscher Seite den in
Perpignan geborenen Karl Johann Martin Heinrich Schmid (bekannt als „Carlo
Schmid" (1896-1979; als Staatsrechtler einer der Väter des Grundgesetzes, SPD-Politiker
). Einem Bericht des französischen Geheimdienstes entnimmt der Autor, warum
Carlo Schmid der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein sollte: „Ein
vertrauenswürdiger Freund Frankreichs", gewandt im Auftreten, mit scharfem Intellekt
und einem umfassenden Kulturverständnis, eine Persönlichkeit, „die ohne Akzent
ein Französisch von geradezu seltener Qualität spreche". Am 16.10.1945 von der Französischen
Militärregierung in Baden-Baden zum Staatsrat und Leiter des Staatssekretariats
für Württemberg-Hohenzollern ernannt und als Landesdirektor für Justiz, Kultus
, Erziehung und Kunst bestellt, sah Carlo Schmid für seine Landsleute in Kunst und
Kultur den moralischen Halt in wirtschaftlich wie politisch schwierigen Zeiten. Zivile
Stellen der Section des Beaux Arts sollten das Kulturleben in seinem Verantwortungsbereich
wieder aufbauen, nicht die Forces Francaises en Allemagne. Sein Motto „Rückbesinnung
auf Bewährtes - Auseinandersetzung mit der Moderne" bei der Eröffnung
der Kunstwochen Tübingen-Reutlingen (1946). Im Tübinger Kunstgebäude waren im
Folgejahr bereits namhafte bildende Künstler des 20. Jahrhunderts vertreten, die zwischen
1933 und 1945 verfemt waren, darunter der Schriftsetzer, Holzschneider und
Kalligraph Helmut Andreas Paul („HAP") Grieshaber (1909-1981).

Frank Becker eröffnet dem regionalgeschichtlich interessierten Betrachter den Zugang
zu Quellen und Literatur (S. 173-184). Wiedergegeben sind zentrale Vorschriften
im Textauszug, aber auch im vollen Abdruck, u. a. das grundlegende Gesetz des Alliierten
Kontrollrats Nr. 191 vom 12.05.1945 (S. 185ff; Original zunächst für US-Streitkräfte
vom 24.11.1944) und dessen Abänderung als Nachrichtenkontrollvorschrift
Nr. 1 vom 01.06.1946 sowie die Kinorichtlinie vom 02.06.1945). In einem statistischen
Anhang erfasst sind die Filmzensurentscheide (1945-1949), die Spielpläne der Theater
in Tübingen nebst Statistik über Autoren, ihre Stücke und die Besucherzahlen 1945-

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