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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0675
Boehm: Geheimnisse von Natur unü Seele im Falle Konnersreuth.

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Als Beispiele, daß auch schon früher Menschen jahrelang lebten,
trotzdem ihre Nahrungsaufnahme sehr gering oder überhaupt fast
aufgehoben war, soll folgendes aus der einschlägigen Literatur mitgeteilt werden

KatharinaE m m e r i c h von Dülmen im Münsterland lebte acht Jahre
lansr angeblich nur von wenig Wasser, höchstens mit etwas Wein oder Fruchtsaft
vermischt.

Juliana Engelbrecht von Burgweinting in der bayerischen Oberpfalz
nahm sieben Jahre lang fast gar "keine Nahrung zu sich; ähnlich verhielt
es sich, angeblich 20 Jahre anhaltend, mit Nikolaus von Flühe in der Schweiz.

M aria von Mörll aus Kaltem bei Bozen genießt viele Jahre nichts
als ganz wenig Traubenbeeren, Brotkrumen und Obstsaft in kleinen Gaben in
Zwischenräumen von mehreren Tagen. Die Aerzte versicherten, daß ün gewöhnlichen
Zustande von solchen Kleinigkeiten kein Mensch leben könne.

Domenica Lazzari aus Gavalese im Fleimsertal nimmt 21/2 Jahre
lang nur die Hostie des Abendmahls zu sich, und da sagt sie voraus, an welchen
Tagen sie diese ohne Beschwerden genießen kann.

Grescentia Nieklusch von Tscherms bei Meran genießt täglich nur
höchstens eine halbe Tasse Milch.

Luisse La,teau aus Bois d'Haine (Belgien) nimmt täglich nur das
Abendmahl.

GemmaGalgani von Camigliano in Toskana beginnt mit der ebenfalls
starken Einschränkung in der Nahrungsaufnahme erst nach dem Wiederverschwinden
der Stigmata. Auch hier behaupteten die Aerzte, daß von dem Genossenen
kein normaler Mensch am Leben bleiben könne.

Yon den Genannten waren Juliane Engelbrecht und Nikolaus von Flüe
nicht stigmatisiert, desgleichen nicht ein Mädchen aus Hohenaschau, namens
Maria Furtner. Diese trank neun Jahre lang nur Wasser, allerdings täglich
drei Liter. Sie wurde nach den mir vorliegenden Akten der Regierung von
Oberbayern von dem Landgerichte«^ Dr. Zetl in Rosenheim i3 Tage und im
Münchener Krankenhaus vom 27. März bis zum 2. Mai 1843 strengstens überwacht
und mußte die behauptete Enthaltsamkeit von jeder festen Nahrung bestätigt
werden. (Das offizielle Gutachten ist dem Akte heute nicht mehr beigeheftet
!)

Theresia Neumann nimmt seit Weihnachten 1926 täglich nur ein
kleines Teilchen der Hostie mit wenig Wasser, vorher schon vier Jahre lang täglich
nur etwa 100 Gramm Flüssigkeit.

•Bei allen genannten Personen war dem Beginn dieser Hemmung der
Nahrungsaufnahme eine schwere, nicht immer genau diagnostizierte Erkrankung
vorhergegangen. Bei Maria Furtner bestand keine tiefere Versenkung in
religiöser Richtung.

Nicht zu verwechseln mit den genannten Erscheinungen des Fastens sind
— da auf anderer innerer Einstellung beruhend — die sog. Hungerkünstler, die
mit Anspannung ihres Willens sich der Nahrung enthalten. Der Glaube besitzt
eine größere Auswirkungskraft als der „Jreie Wille". Man beachte, daß jenseits
der Grenze des Wachbewußtseins der Wille keine Macht mehr besitzt.

Es wurde seitens der überwachenden Klosterschwestern festgestellt, daß das
Körpergewicht der Resl während der Freitagsekstasen um etwa 2 kg
abnimm I, aber kurze Zeit hernach wieder seine ursprüngliche Höhe
(55 kg) erreicht. Es sei darauf hingewiesen, daß der Sachverständige auf dem


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