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Mense: Stigmatisation und ähnliche Erscheinungen.

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berücksichtigen (und wir müssen es tun) können wir nicht umhin, eine gewisse
Gesetzmäßigkeit in ihrer Einkleidung festzustellen. Diese Einkleidung
mag auf eine abergläubische Einstellung der Umwelt zurückzuführen sein,
sie mag einen Sachverhalt verhüllen, der das genaue Gegenteil des Augenscheins
ist, die Tatsache bleibt trotz allem, daß ein „Als Ob" dieser Art existiert, ob
angenehm oder nicht.

Das Gebiet des Okkultismus umfaßt nun freilich noch weitere Möglichkeiten
, als die oben erwähnten, die eigentlich nur die Parapsychologie im
engeren Sinne umfassen. Aber jene schwer faßbaren Zusammenhänge, die
Astrologie, die Physiognomik mit all ihren Unterabteilungen und daraus abgeleiteten
mantischen Künsten, die mit ethischen Postulaten eng verknüpfte
Transsubstantiation sowohl der Materie als der Seele, wie sie von der Alchemie
gelehrt wird, das sind Themata, die sich zunächst "noch jeder wissenschaftlichen
Annäherung verschließen. Hier liegt das Kernproblem des Okkultismus.
Es läßt sich vorsichtigerweise nur das eine sagen, daß es aussieht Als Ob das
menschliche Individuum nicht zufällig in das All gestellt sei, sondern in irgendwie
gesetzmäßiger Weise alles widerspiegle. Als Ob die alten Lehren der Entsprechungen
von Makrokosmos und Mikrokosmos in irgendeinem Sinne zurecht
bestehen, Als Ob Leib und Seele nur verschiedene Ausdrucksformer*
eines Wirkens sind, und aus diesen Zusammenhängen mag die Kunst der Mantik
ihre Berechtigung ableiten; ja persönliche Erlebnisse zwingen mich zu gestehen
, daß es wirklich Künstler auf diesem Gebiete gibt, die einen glaube«,
machen, es wäre derartiges möglich.

Die Einführung des Begriffes „Als Ob" in die weite und wahrhaft
dunkle (manchmal sogar düstere) Welt des Okkultismus und in das Gebiet der
Parapsychologie im besonderen, scheint mir darum von so großer Wichtigkeit
, als hier mehr wie anderswo, die scheinbaren Zusammenhänge mit großer
Konsequenz immer wieder sich vordrängen. "Darin wirkliche Zusammenhänge
sehen, hieße verfrühte Hypothesen anerkennen. Sie ignorieren, würde heißen,
die spezifischen Formen des parapsychologischen oder okkulten Geschehens
mißachten und einem Sachverhalt nachjagen, der, ungeformt, noch viel rätselhafter
und unfaßbarer erscheinen muß, als in der Form der nun einmal vorhandenen
Einkleidung. Die Phänomene müssen mitsamt ihrer Einkleidung
studiert werden! Aber darüber muß ebenso sehr Klarheit herschen: Dies**
Einkleidung ist nicht mehr und nicht weniger als ein „Als Ob".

Stigmatisation und ähnliche Erscheinungen.

(Zum Verständnis von Konnersreuth.)
Von Dr. phil. Rudolf Mense, Bonn.

Nicht minder interessant als das Phänomen Konnersreuth selbst ist die
Wirkung, welche es auf den modernen Menschen ausübt. Eine Gruppe ist
überzeugt, daß es sich um Schwindel handelt, die andere, entgegengesetzte, daß
alle Erscheinungen von Christus selbst gewirkte göttliche Wunder sind, (für
diese Richtung erscheint eine eigene Konnersreuther Zeitung!), eine dritte, daß
nur der Teil der Erscheinungen, welcher mit den Mitteln der Psychopathologie
nicht erklärbar ist, auf bewußtem oder — wahrscheinlicher — unbewußtem Betrug
beruht. Bei der Mehrzahl der Beurteiler kann man «feststellen, daß ihre Stellung-

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