Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 14
(PDF, 78 MB)
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14

Zeitschrift für Parapsychologie. Heftl. (Januar 1934.)

Zur Hellsichtigkeit gehört die Möglichkeit einer un-
kausalen Voraussage. Ich sage ausdrücklich unkausal, denn auch
bei physikalischen Versuchen sind wir in der Lage, das Ergebnis vorauszusagen,
ohne daß man hier von Hellsichtigkeit sprechen könnte, da es sich eben um,
kausale Voraussagen handelt. Diese letzteren sind eben dadurch gekennzeichnet,
daß ihre Wirkungen aus der Kenntnis der Ursachen abgeleitet werden, während
erstere Wirkungen ohne Kenntnis der sie hervorrufenden Ursachen prophezeien
.

Die Psychometrie nun besteht darin, daß Gegenstände in der Hand des
Mediums visionär die Zusammenhänge aufschließen sollen, die gleichsam die
Schicksalsgeschichte des betreffenden Gegenstandes zum Inhalt haben. Psychometrie
kann also auch als eine in die Vergangenheit reichende Hellsichtigkeit angesprochen
werden.

Daß es Phänomene gibt, die man als Hellsichtigkeit bezeichnen kann, ist
wohl nicht von vornherein auszuschließen. Freilich bedarf es hier größter Vorsicht
bei der Untersuchung, da nicht wenige Fälle von Hellsichtigkeit sich als
„telepathieverdächtig" erweisen können. Eines der interessantesten Beispiele von
Hellsichtigkeit führt Goethe an, der erzählt, daß er, als er einst von Friederike
Brion nach Hause ging, sich selbst zu Pferd entgegengekommen sei,und zwar in
einem Aufzug, der, als er Jahre später wirklich diesen Weg machte, vollständig
diesem „zweiten Gesicht" entsprach. Hier kann natürlich der Zufall, aber auch
Erinnerungstäuschung mitgespielt haben.

Nach dem bisherigen Beobachtungsmaterial kann man die Psychometrie weder
bestätigen noch ausschließen. Einige interessante Ergebnisse aber möchte
ich zu dieser Frage im folgenden beisteuern, die Versuchen entstammen, welche
mit einem vorgeblichen Psychographen namens Franz Kölbl in der österr. Gesellschaft
für psychische Forschung angestellt wurden. Franz Kölbl macht den
Eindruck eines noch jungen, schwächlichen und nervösen Menschen von mittlerer
Intelligenz, aber geringer Bildung. Er ist jedenfalls das Gegenteil des intellektuellen
Typus, was insoweit von Vorteil ist, als man ihm wirklich völlig arglos
gegenüber treten kann. Bemerken möchte ich noch, daß er über eine gute telepathische
, Begabung verfügt. Bei den Experimenten pflegt er die ihm vorgelegten
eingewickelten Gegenstände fest in die Hand zu nehmen, ob zu dem Zweck,
ihre Form abzutasten oder sich psychographisch zu disponieren, muß ich dahingestellt
sein lassen.

Zunächst wurde ihm ein in Papier eingepacktes Messer gereicht, das äußerlich
wohl nicht als solches kenntlich war, wohl aber beim Abtasten kenntlich
werden mußte. Die „psychometrischen Visionen" zeigten ein großes, hölzernes
Gebäude, Blut, eine tote Frau; einen Bach zur abendlichen Stunde, eine
Scheune, davor zwei streitende Männer. — In Wahrheit entstammte das Messer
dem Besitz eines bei einer Gebirgstour abgestürzten Touristen. Das Ergebnis ist
negativ und beweist nur, daß die abgetastete Form des Gegenstandes die Vorstellungen
assoziiert und auch irregeleitet hat. Echte psychometrische Visionen
aber sind Visionen sui generis und unabhängig von der „Verpackung", in der
der Gegenstand überreicht wird. Sie müssen sich bei einer zweiten Vorlage des-

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