Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 30
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heftl. (Januar 1934.)

Freien dahin gezwungen hat, wo ihm höchste Freiheit, weil unbeschränkte Ausgestaltung
und Darlegung seines eigensten Wesens beschieden sein wird." Dieses
feine Wort schildert in geistvoller Weise das eigenartige sich bedingen von
Freiheit und Bindung und Bindung, die gerade Freiheit wirkt. Der Vergleich
mit dem Schachspieler mag die religiöse Schau dessen, was man sonst Schicksal
nennt, deutlich vor Augen führen. Nicht um Schicksal handelt es sich für den
Glauben, sondern um die Erfahrung eines höheren Willens, dessen Wirken —
wundervoll gesagt — selbst in einer Niederlage Sieg sein werde. Hier steht unwillkürlich
das Kreuz vor uns auf, jene siegvolle Niederlage. Je näher wir diesem
Herzstück der Ileilsgeschichte kommen — denn wo wir in der innersten
Sphäre des Glaubens stehen, handelt es sich nicht mehr um Geschichte, sondern
um Ileilsgeschichte — desto mehr stehen wir mitten in einem Kampf zwischen
Dämonen und Engeln, zwischen Christus und Antichristus. Luther wußte noch,
daß es die wichtigste Aufgabe des Christen ist, gegen Teufel und Dämonen zu
kämpfen, die er selber als mächtige, heilsfeindliche Wesen kennenlernte, die
„groß Macht und viel List" besitzen.

Auch hier finden wir wieder Jene Eigentümlichkeit: fest beschlossen und
doch freier Wille. Erst so wird all dies Geschehen lebendiges Geschehen, das
wahrlich etwas anderes ist als trockene Lehre oder blasser Gedanke. Nach Lukas
22, 22 urleilt der Heiland über die Tat des Judas folgendermaßen: „Zwar
des Menschen Sohn geht hin, wie es beschlossen ist; doch weh demselbi-
gen Menschen, durch welchen er verraten wird!" Für abstraktes Denken ist
dies ein unfaßlicher, logischer Widerspruch, jedoch in der Wirklichkeit (das
Wort kommt \on Wirken) verhält es sich tatsächlich so. Der Mensch ist der
Schachspieler, aber Gott ist der schlechthin überlegene Schachspielei. Der
Mensch gedachte es böse zu machen, aber der Herr führte es herrlich hinaus.
Wäre es anders, so wäre das Leben kein Leben. Jesus ist sich in seinem Leben
immer wieder bewußt, von heilsfeindlichen Mächten bedrängt zu sein und Gottes
Sieg über dieselben zu erleben: „Ich sah den Satanas wie einen Blitz vom
Himmel fallen." Das erste, was er seinen Jüngern aufträgt, ist „Macht über die
unsauberen Geister", Matth, io, i. Der moderne \erwässerte und weichliche
Heiland, etwa der so beliebte Torwaldsensche, könnte freilich solche Befehle
nicht erteilen. Je näher man Kreuz und Auferstehung kommt, desto mehr wird
die ganze Wrelt zu einem Schauplatz göttlicher und dämonischer Kämpfe, alles
ist Bereitschaft und höchste Wrillensei*tscheidtmg, Neutralität gibt es nicht.
Allein auch die andere Linie, das „im Bunde sein", das Wregbereiten, ist um
so gewaltiger. Gal. t\9 4- „Da die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn."
Es ist ja oft genug liebevoll ausgeführt worden, was alles zur Ausbreitung des
E\angeliums notwendig war, von den guten Römerchausseen bis zum Aufbrechen
des Monotheismus in der Hei den weit. Alles Geschehen in Welt und Geschichte
wird „Zeichen und Wunder", das seine Bedeutung und Deutung im Sinne von
Heil und Unheil erheischt. Alles ist Leben, Aktion, Kampf; für Schicksal ist
kein Raum. Alles ist Gnade oder Gericht, Willenskundgebung des lebendigen
Gottes, für eine gemütlich zu studierende Akaschachronik oder ein Allbewußtsein
, das man anzapfen kann, wie einen städtischen Wasserturm, ist nirgends


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