Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 31
(PDF, 78 MB)
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Pfeifer: Freiheit, Schicksal, Glaube usw.

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mehr Raum. Der Weg des Christus ist umschauert vom Weg des Antichristus.
Kleinste persönliche Erfahrung, wie größtes geschichtliches Geschehen bestätigt
diesen Widerstreit zwischen Glaube und Unglaube. Ist es wirklich nur Zufall,
daß gerade in den christlichen Ländern der antichristliche Bolschewismus sein
Haupt erheben mußte? Oder ist es nicht vielmehr höchste Notwendigkeit, die
mit* dem Christus gegeben ist? Und am Ende dieses Kampfes steht das beseligende
Erlebnis, nicht der Unfreiheit des menschlichen Willens, wohl aber der
Ohnmacht gegenüber der schlechthinnigen Übermacht des heiligen Gotteswillens.
Und indem die Kreatur ihren Willen in des Schöpfers Hände legt, erlebt sie die
Stunde ihrer höchsten Freiheit und die stärksten Impulse für den eigenen Willen
. „Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir."
(Gal. 2, 20.)

Hier ist die Frage nach Willensfreiheit oder Unfreiheit in ihr letztes und
höchstes Stadium getreten. Rückschauend erkennt der Mensch sein ganzes bisheriges
Leben als Knechtschaft unter dem eigenen sündigen Ich, unter Götzen
und Dämonen, unter Schicksal und Mächten. Vorwärtsschauend ist er zum
„Knechte Jesu Christi" geworden. Diese neue Knechtschaft unterscheidet sich
gleichermaßen von einer etwa naturwissenschaftlich gesehenen Determinierung
des Willens, wie von einer Gebundenheit an das Schicksal. Beiden gegenüber
erscheint sie als absolute Freiheit. Dabei sind die naturgesetzlichen Verknüpfungen
weder durchbrochen noch geleugnet, aber sie können über Wert lind
Inhalt sowie über die Betätigung des Willens gar nichts aussagen. Das Schicksal
dagegen erscheint als das, was es ist, als eine willkürliche Abstraktion des
menschlichen Verstandes, während es sich in Wirklichkeit um göttliche Schik-
kung, Vorsehung, Willen zum Heil oder um das dämonische Gegenteil handelt.
Der Schicksalsglaube vermag der Wirklichkeit gar nicht gerecht zu werden. Wir
sahen dies schon bei unserem Ausgangspunkt, wo sich das Flugunglück ereignet
, gerade weil oder trotz des frei betätigten Willens. INach einer dritten Seite
hin ist das Knecht-Jesu-Christi-Sein freilich eine Einschränkung: nämlich gegenüber
moderner oder naiver Willensdämonie, gegenüber etwa Nietzscheschem
€bermenschtum, wo der Mensch selber sein will „wie Gott". Diese scheinbare
völlige Freiheit des Willens erweist sich vielmehr selber als Illusion oder mehr
noch dämonische Knechtung unter das eigene Ich. So ist der „Knecht Jesu
Christi" der einzige wirklich Freie. Er lebt unter dem „kaum noch mißzuverstehenden
Willen dessen, der den Freien dahin gezwungen hat, wo ihm höchste
Freiheit ... beschieden sein wird". „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist
Freiheit" (2. Kor. 3, 17).

Wir sind aufgestiegen ^on einfachem, profanem Erlebnis bis zu den letzten
entscheidenden Kämpfen des Geistes und haben gesehen, wie die Darstellung
des lebendigen Glaubens vor allen anderen den Vorzug verdient, weil sie eine
Darstellung des Augenzeugen, eine Darstellung aus dem Kampfe selber ist und
nicht eine spätere Abstraktion von allen Inhalten oder gedanklichen Konstruktionen
. Daher wird die Schau des Glaubens der Wirklichkeit am meisten gerecht,
sie schildert die Wirklichkeit im Akt des Wirkens. „0 es ist ein lebendig, schäftig
, tätig, mächtig Ding um den Glauben... Er fragt auch nicht, ob gute Werke


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