Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 83
(PDF, 78 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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lichkeit geben, sie sind nicht bloß Kraft. Auch hierin könnten wir, wenn auch
nicht den Beweis, so doch eine Wahrscheinlichkeit für die religiöse Behauptung
erblicken, daß die Welt nicht der Spielball bloßer abstrakter Kräfte sein
kann, sondern die Schöpfung eines persönlichen Geistes, weil eben solche gestaltenden
Kräfte immer an etwas Persönliches gebunden sind. Je ferner uns die
Erscheinungen der Lebewesen oder gar die Welt des Anorganischen stehen, desto
mehr mag es den Anschein haben, daß ihre Kunstformen überhaupt ihr Dasein
die Summierung abstrakter Gesetze und Kräfte darstellt, je mehr wir uns jedoch
uns selber nähern, desto deutlicher erkennen wir, was uns ja die Betrachtung der
Wirklichkeit schon zeigte, daß alles den Zug des Besonderen und auch zuletzt
des Persönlichen an sich trägt. Die Materialisationsphänomene lehren uns, daß
gestaltende Kräfte persönliche „Kräfte" sind.

Mit all dem soll nicht gesagt sein, daß in den parapsychologischen Erscheinungen
nicht auch allgemeine Gesetze der Physik, Chemie, Psychologie vorhanden
sind, die es zu erforschen gilt, wohl aber sind diese Erscheinungen Grenzfälle
, die besonders deutlich die Grenze naturwissenschaftlicher Forschung und
Begriffsbildung erkennen lassen. Deswegen kann die Parapsychologie für den
religiösen Menschen nicht gleichgültig sein, denn sie wird je länger je mehr zur
Umbildung unseres Weltbildes beitragen können. So gewiß es richtig ist, daß die
Parapsychologie keine Bereicherung des religiösen Lebens selber bieten kann,
sondern daß vor einer direkten religiösen Auswertung (auch wie es der Spiritismus
tut) nur gewarnt werden kann, so sehr kann sie dazu beitragen, daß wir
wieder zu einem einheitlichen Weltbilde kommen, in dem die religiöse Glaubensschau
— die Erkenntnis und Darstellung aus dem Akt des Geschehens - -
nicht als etwas Unwahrscheinliches oder auf einer ganz anderen Ebene Liegendes
erscheint. Diesem Akt des Geschehens steht die parapsychologische Forschung
besonders nahe, das ist der Reiz, aber auch die ungeheure Schwierigkeit ihres
Forschens. Sie steht an der Stelle, wo allgemeine Kräfte und Gesetze eben gerade
nicht mehr etwas Allgemeines sind, sondern Ausdruck besonderer persönlicher
Intelligenz. Es wäre z. B. durchaus denkbar, daß wir Strahlen oder Kräf le
finden und künstlich erzeugen könnten, die ähnliche Verdunkelungen der ultraroten
«Strahlen hervorrufen, wie die bei Osly von Rudi Schneider ausgehenden.
Aber was wäre damit gewonnen? Solche künstlich gefundenen Strahlen wären ja
gerade nichts Parapsychologisches mehr! Parapsychologisch sind sie erst und nur,
wenn sie in untrennbarer—undunerforschlicher?— Verbindung mit einer medialen
Psyche stehen. Wenn daher die Religionen behaupten, daß sie eine Weltanschauung
entwerfen können, die eigentlich keine Weltanschauung, sondern eine Glaubensschau
ist, d. h. eine Schau, die aus dem Akt des lebendigen Geschehens aus dem
Glauben selber hervorgeht und daß dieser Glaube sich selbst als etwas Gesetztes,
nämlich als Gnadengeschenk erlebt so kann durch die Parapsychologie einer solchen
Schau große Wahrscheinlichkeit verliehen werden. Wenn die Religionen,
insbesondere die christliche, behaupten, daß die Welt von einem lebendigen
und persönlichen Gott geschaffen ist, so kann auch solches durch die Parapsychologie
als durchaus möglich eingesehen werden. Ja selbst der Gedanke der creatio

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