Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 224
(PDF, 78 MB)
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224

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

gelb aus, die Wangen schienen etwas eingefallen, seine ganze Gestalt war verkleinert
.

Ich möchte gleich hinzufügen, daß eine langjährige Spiritistin später, nach der
Deutung dieses Halbtraumes befragt, zu mir sagte: „Damals schwebten Sie zwischen
Leben und Tod und standen wohl ganz nahe an der Grenze, denn Sie beschreiben
einen Blick ins Jenseits. Die Veränderung Ihres Vaters vermag ich nicht
zu erklären, die Gestalten stimmen aber mit dem, was wir wissen, überein."

Im Zimmer der Dame hingen und hängen noch zwei Aquarelle, die hellseherisch
wahrgenommene Geisterärzte in der Tat in der von mir gesehenen Gewandung
darstellen.

Nach meiner langwierigen Grippe, von der meine Freundin erst gegen Ende
erfuhr, kamen wir nur noch wenige Male zusammen. Sie rüstete sich zur Abreise.
Kurz vorher überbrachte sie mir zwei Bücher mit Trancereden einstiger Mediziner,
eines Engländers, genannt Dr. Lascelles und eines Persers mit Namen Abdul
Latif. Die Lektüre des einen, betitelt „The Selkers" (Sucher), herausgegeben von
Rosa Barrett, fesselte mich geradezu, enthielt es doch mir unbekannte Heilmethoden
, während mir das andere, „Health" (Gesundheit), nicht bloß veraltet in seinen
Anschauungen, sondern fast etwas primitiv vorkam.

Zu jener Zeit fand eine klinische Vorlesung für die Ärztegesellschaft statt. Der
Professor zeigte uns eine 28jährige Kranke, die seit acht Jahren in den verschiedensten
Spitälern des Kontinentes vergeblich nach Heilung ihrer Dercumschen
Krankheit (knotige oder diffuse Wucherungen des Unterhautfettgewebes, die auf
Druck oder spontan schmerzhaft sind) suchte. Leider, so beendete der Vortragende
seine Besprechung, sei man hier wieder vor einem jener Probleme, wo menschliches
Wissen und Können versage.

Von den nachfolgenden Fällen vernahm ich wenig. Meine Gedanken kamen
nicht von dem Mädchen los, das bei seinem momentanen Zustand leicht ein hohes
Alter erreichen konnte.

Wie, wenn ich meiner Spiritistin davon erzählte? Nun bot sich ja Gelegenheit
, die Geisterkunst zu beweisen.

Bei unserer nächsten Begegnung platzte ich gleich damit heraus und ließ es
weder an Skepsis noch an Ironie fehlen. Sie nahm es, wie immer, freundlich auf
und riet mir, mich doch an die Verfasserinnen der gelesenen Bücher zu wenden.
Ich tat es unverzüglich. Der eine Brief kam mit „Unbekannt" wieder zurück, was
ich deshalb nicht bedauerte, weil mir ja die Ausführungen jenes Buches nicht zugesagt
hatten. Auf den andern erhielt ich den Bescheid, mein Schreiben sei an das
Zentrum geleitet worden, ich würde von dort direkt hören.

Ungefähr eine bis zwer. Wochen später besuchte mich eine telephonisch angemeldete
Unbekannte. Wer vermöchte nicht meine Verblüffung nachzufühlen, als
die Dame sich als „Heilerin" anwies, beauftragt, den von mir beschriebenen Fall
zu übernehmen. Von der Überraschung etwas erholt, erklärte ich ihr, daß Patientin
den Ärzten des kantonalen Krankenhauses unterstünde und es ein Ding der Unmöglichkeit
sei, eine nicht approbierte Fremde zu irgendwelcher Behandlung einzuführen
. Ich erkundigte mich nach ihrem Verfahren und vernahm, daß es sich um
eine Art Streichen handelt. Wir berieten, was wohl zu machen wäre. Da ich von
den auszuführenden Bewegungen keine Ahnung hatte, meine Besucherin aber von
einem Beibringen derselben ohne ausdrückliche Order des Zentrums absehen
mußte, da ich ferner dem gelehrten Herrn keine spiritistischen Versuche vorzuschlagen
wagte, ließen wir der Sache ihren Lauf. Einmal nur gingen wir eines
Sonntags zusammen die Kranke begrüßen. Beim Herausgehen meinte die Engländerin
, nun seien Helfer bei dem Mädchen zurückgeblieben. Auf meine Frage,
wie denn das möglich sei, sagte sie ganz ruhig, sie hätte ihr welche übermittelt.
Natürlich begriff ich nichts, aber diese eigenartige Behauptung, die ganz beiläufig
ohne die geringste Prahlerei vorgebracht wurde, rief in mir Assoziationen mit
meiner frühern Anstaltstätigkeit wach. Dort auch berichteten die Insassen von ihren
geheimnisvollen Kräften und Einflüssen, von denen man nie etwas zu merken bekam
. Die Dame aber litt, wie ich hernach reichlich Gelegenheit hatte festzustellen,
keineswegs an irgendwelchen geistigen Störungen.

Noch oft verspürte ich die übersinnliche Welt, mit der ich mich allmählich
mehr abzugeben suchte» als beängstigend. Zwei Träume mögen dies beweisen.

Seit einiger Zeit übernachtete ich nicht mehr in meinem eigentlichen Schlaf-


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