Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 239
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1934/0264
Buchbesprechungen. ' 239

Es ist ferner bezeichnend, daß der Name Pythagoras nichts anderes ist, als die
griechische Fassung der Bezeichnung Pitta —- guru im Sanskrit, zu deutsch: Vater
Unterweiser. Damit wird deutlich, daß der Name den Sammelbegriff östlicher
Weisheit zu decken sucht. Und in der Tat könnte alles, was die goldenen Verse
lehren, im gleichen Sinne, wenn auch in anderer Form, genau so in einem indischen
oder chinesischen Lehrgedicht der Lebenspraxis zu finden sein. Alles klingt
in der griechischen Fassung ziemlich allgemein und ein wenig verschwommen. Der
ganze philosophische Unterbau fehlt. Es ist sichtlich nur die Nutzanwendung für
die Praxis gegeben. Darum ist es auch so wichtig, die erweiternden und vertiefenden
Kommentare Fabre d'OIivets (die nun auch schon 120 Jahre zurückliegen)
in einer lesbaren Übersetzung dabei zu haben. Sie mögen philologisch überholt
sein, aber die menschliche intensive Anteilnahme des französischen Philosophen
gibt ihnen eine stärkere Gegenwartsnähe als das die beste philologische Wortspal-
terei es zu tun imstande wäre. R. Bernoulfi.

Astrologie, Alchemie, Mystik. Von Franz Strunz. O. W. Barth Verlag, Mün-
chen-Planegg. Kart. RM. 6.—. Ganzleinen RM. 7.50.

Die Tatsachenfrage, ob die Behauptungen der Astrologie und Alchemie, wonach
das ganze kosmische Geschehen zu einem grandiosen, einheitlichen Ganzen
zusammengefaßt erscheint und sich nach Gesetzen entwickelt, die weit hinter das
Phänomenale in hypothetische, für den Intellekt zugängliche Hintergründe hineinreichen
, diese Tatsachenfrage wird stets je nach dem Temperament des Beantwortenden
auf die verschiedenste Weise erledigt werden.

Von ungleich größerer Wichtigkeit ist, daß man heute mehr und mehr zu begreifen
anfängt, daß die Ideen, die sich in jenen Auffassungen zu bestimmten
Hypothesen kristalfisiert haben, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt für das
Verstehen der menschlichen Psyche, eine unerräßliche Vorbedingung darstellen.
Man braucht dabei nicht einmal so weit zu gehen, daß man in jedem Menschen
eine Schicht des Unbewußten voraussetzt, in der alle diese Auffassungen ihren
Niederschlag gefunden haben; es genügt schon, wenn man zugibt, daß ihnen eine
Werbekraft innewohnt, die sogar in unserem heutigen entgötterten und so weit
aufgeklärten Zeitalter noch nicht erloschen ist.

Aus diesem Grunde ist es gut, sich wenigstens mit den Umrissen jener
magisch-mystischen Weltauffassung bekannt zu machen, und es ist darum besonders
erfreulich, wenn ein Buch, wie das zu besprechende, als Wegweiser und zuverlässige
Grundrage dienen kann. ^

Soweit ich es kontrollieren kann, sind die zitierten Einzelheiten durchaus stichhaltig
; daß Strunz als moderner Wissenschaftler äußerst vorsichtig und zurückhaltend
über die Dinge urteift und manches als Aberglaube bezeichnet, was der
geneigte Leser von anderem Gesichtspunkt aus lieber in der Schwebe gehalten
sähe, ist dabei von untergeordneter Bedeutung. In gewisser Beziehung hat ja der
Verfasser auch durchaus recht: Die Ideen der Astrologie und der Alchemie und
ihre Entsprechung auf der geistigen Ebene, die magisch-mystische Gesamteinstellung
, sind, soweit sie ohne Anwendung als rein philosophisch gefaßte Grundbegriffe
in Erscheinung treten, durchaus diskutabel. Je mehr sie aber herbeigezogen
werden, um die verwirrende Fülle des phänomenalen Lebens zu durchleuchten
, um so dunkler und unbegreiflicher wird ihr Sinn. Und oft genug treffen wir
bei der Überprüfung einzelner Probleme in der handgreiflichen praktischen Anwendung
das offenkundige Versagen dieser transzendentalen spekulativen Gedankengänge
.

Unsere Wissenschaft ist darauf angewiesen, von unten her aufzubauen. Alles
muß unter Beweis gestellt werden. Ihre Resultate sind darum, von unten her gesehen
, gesichert. Sie gleichen Pfeilern, die bis zu einer ansehnlichen Höhe hinaufführen
, indessen noch keine Bekrönung aufweisen, von einem abschließenden Gewölbe
gar nicht zu reden.

Dem gegenüber haben wir in jenen Spekulationen die fertige Anschauung
eines vollendeten Gebäudes vor uns, das nun freilich mit den praktischen Resultaten
der Wissenschaft oder, um im Bilde zu bleiben, mit den bereits zu gewisser
Höhe aufgeführten Fundamentmauern auf weite Strecken hin sich nicht zu decken
vermag.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1934/0264