Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 266
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 6. (Juni 1934.)

der große Lügengeist, Satan, verborgen, eventuell seien auch mehrere teuflische
Wesen vorhanden, die sich hinter den guten wie bösen Geistern verbergen, um
besser wirken zu können. Es liegt also neben der spiritistischen eine dämoni-
stische Erklärung vor. Ich erwähnte bereits, daß auch ich anfangs angesichts
der überraschenden Bekundungen aus jener mystischen Welt der spiritistischen
These zuneigte. Näheres Studium der Erscheinungen, jplanmäßige Fragestellungen
, Erkundungen über die Richtigkeit der zahlreichen bereitwillig und flott
gegebenen Antworten der „Geister' haben mich aber rasch zu einer Umstellung
in animistischem Sinne geführt. Dabei möchte ich betonen, daß die animi-
stische Deutung nicht geringer an Rätseln ist als die spiritistische, daß sie aber
-mich als Naturwissenschaftler weit mehr befriedigt, da ich die Pflicht erkenne
, solange als irgendmöglich mit sogenannten natürlichen Erklärungsversuchen
auszukommen und außer- oder übernatürliche Ursachen möglichst aus
dem Spiel zu lassen. Dabei sei wiederum betont: Eine naturwissenschaftliche
Erklärung der Phänomene ist nicht möglich, ja diese stehen
zumeist mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Widerspruch. Aber die
Naturwissenschaft ist gewohnt, zu einseitig mit chemisch-physikalischen Kräften
zu rechnen, die ihrer Forschung, vor allem dem Experiment, zugänglich sind
und sich klaren Gesetzmäßigkeiten fügen. Erweitern wir aber den Bereich der
Naturforschung auf das Lebensgebiet, auf dem das gesetzmäßig Sichere durch
das Unberechenbare, höchstens Wahrscheinliche abgelöst wird, dann werden die
Forschungsgrundlagen bereits schwankend, die Naturwissenschaft muß durch
Spekulation, durch Philosophie ergänzt werden. Und wenn wir gar das Seelische
als eine vom Materiellen wesensverschiedene Seite des Seins anerkennen, als
einer besonderen Ordnung angehörend, in der möglicherweise sogar di<* uns aus
der Well des Materiellen bekannten raumzeitlichen Verhältnisse keine Gültigkeit
haben, dann werden wir zwar eine sehr breite Basis für „natürliche'* Erscheinungen
, Dinge, Foischungen haben, aber die naturwissenschaftlichen Forschungsmethoden
und Wissensgrundlagen lassen uns als zu eng im Stich.

Ich versuche also auf ,,natürlichem" Boden zu bleiben, muß mich dann
al^rdings noch mit dem hier >or allem wirkenden ,,Seelischen" etwas näher auseinandersetzen
. Wenn wir bei diesen Phänomenen ein wirkendes Spaltich annehmen
, so muß dieses, wie seine Auswirkungen zeigen, wesentlich verschieden
vom bewußten Ich sein. Das Spaltieh ist meines Erachtens identisch mit dem
Unterbewußtsein, besser gesagt: ist eine Schöpfung des Unterbewußten, das normalerweise
eng an das bewußte Ich und an das Gehirn gekoppelt ist und damil
der Hemmung und raumzeitlichen Einengung unterliegt, die der Gebundenheit
an die Körpermaterie, und zwar die organisierte Körpermaterie, entspricht. Das
Unterbewußte ist unendlich reicher als die Bewußtheit, sind ja alle Eindrücke
und Erlebnisse, die jemals unser Nervensystem und unsere Psyche beeinflußt
haben, unverlierbarer Besitz desselben, während das Oberbewußtsein — abgesehen
von der jeweiligen Neuleistung (Rezeption, Apperzeption, Assoziation nebst den
komplizierteren Denkvorgängen usw.) — nur jeweils über einen kleinen Ausschnitt
der aufbewahrten Erinnerungen verfügt. In einer gewissen Selbständigkeit
arbeitet dieses Unterbewußtsein bei frei schweifender Phantasie, in grö-


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