Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 268
(PDF, 78 MB)
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268

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 6. (Juni 1934.)

als Todestag auftritt, das Geburtsdatum des Kindes, das selbstverständlich als
wichtigstes Datum im Jahresverlauf dem Gedächtnis eingeprägt ist. Daß ein
gemordeter Jude eine Rolle spielt, ist auch aus der politischen Zeit Situation
verständlich. Eine Kindesmörderin spielt in der Mädchenphantasie begreiflicherweise
auch eine Rolle und die Schatzgräberin Maria Werndl, eine Verwandte des
Großvaters, lebte in der Erinnerung des Kindes aus der frühen Kindheit fort;
denn sicherlich wurde im Familienkreise gar manchmal \on jener einstigen
Hausbewohnerin erzählt, die geizig und deshalb vermutlich wohlhabend war, aber
nichts hinterließ. Nach ihrem Tode sollen die Verwandten oftmals das Haus
nach >\ ertstücken durchsucht haben, aber vergebens. Der Wunschgedanke, einen
Schatz zu finden, kommt in der beherrschenden Rolle der Maria Werndl zum
Ausdruck; daß Todestag und Begräbnisort immer wieder falsch angegeben werden
, ist begreiflich, da diese Angaben nie eine Bedeutung für das Kind erlangten
. Daß diese Werndl es ist, die das Medium maulschelliert, ist ebenfalls verständlich
, soll ja gerade durch das Kind der Schatz zur Familie zurückkehren.
Die Ohrfeigen selbst entsprechen wohl selbstquälerischen, masochistischen Neigungen
, wie sie ja in milder Form nicht allzu selten sind. Vollkommene körperliche
und seelische Gesundheit wäre ja kein«* günstige Grundlage für parapsychische
und paraph\>sische Phänomene.

Und eine besondere Gestalt der Erinnerung und Phantasie \on Kindheits-
tagen an ist für das \on katholischen Klosterschwestern erzogene Mädchen der
Ileilandsverräter Judas Ischariot, der denn auch begreiflicherweise die beherrschende
Rolle übernimmt und die größte Kraft entfaltet. Er kann nur noch
übertroffen werden \on Beelzebub, der ja in der Tat schließlich in höchsteigener
Person auftritt, selbstverständlich mit dem allerstärksten Spektakel:
merkwüi dig ist allerdings, daß auch noch Luzifer, der doch eigentlich mit
Beelzebub identisch sein sollte, gesondert als letzte und höchste Steigerung auftritt
. Aber in der kindlichen Phantasie scheint die höllische Hierarchie etwas
unklar gelagert zu sein, zudem ist das Gastspiel der Höllenfürsten ein kurzes
und die eingelebte Persönlichkeit des Judas wird wieder beherrschend.

Wie sich der Schauspieler in einer erdichteten Persönlichkeit verkörpert.
wjc der Leser in einer der Gestalten des Romans völlig „aufgehen" kann, wie
— in pathologischer Weise — der Geisteskranke sich mit einer Gestalt seiner
Phantasie >öllig identifiziert, so ähnlich \erkörpert «ich schauspielernd das
Unterbewußtsein in den Figuren seines Vorsteliungsschatzes oder seiner Erinnerungen
. Bewunderungswürdig ist hierbei die reiche Gestaltungsfähigkeit
des unterbewußten Ichs, seine Beweglichkeit, Intelligenz und sein Leistungsvermögen
in diesem Zustande medialer Losgelöstheit. Hier die verlegene, gehemmte
Psyche eines naiven Backfischs — dort eine mit größter Sicherheit, Gewandtheit
, mit überlegenem Humor und zum Teil sogar mit telepathischem und hellseherischem
Vermögen ausgestattete seelische Individuali tat, die sich zudem als
souveräne Herrin über die Stoff weit zu erheben weiß. Ein Mittelzustand, zwischen
beiden Extremen könnte meines Erachtens in der Suggestion erzielt werden
; in der \\achsnggestion vielleicht besser als in der Hvpnose, denn eigenartigerweise
traten in unserem Falle — wie ja auch bei dem ersten Freisinger


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