Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 270
(PDF, 78 MB)
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270

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 6. (Juni 1934.)

scher Prüfung nicht so häufig, wie es bei unkritischer Beobachtung scheint. Denn
einerseits kommen in den Äußerungen und Antworten der „Geisler" Reproduktionen
und traumhafte Verarbeitungen unterbewußter Erinnerungen zum Vorschein
, anderseits freie Phantasien. Um Antworten ist „Judas", der llauptpartner
in unseren Unterhaltungen, nicht verlegen; selten verzichtet er auf Antwort
und gesteht, nicht zu wissen. Meistens fabuliert er frisch darauf los. Ertappt
man ihn auf einer Unwahrheit und hält ihm dieselbe vor, dann ist er ohne weiteres
bereit, die Lüge einzugestehen. Zufallstreffer gibt es bekanntlich bei
jedem Rätselraten und somit auch hier. Aber die allermeisten Sitzungsteilnehmer
denken nicht an ein Rätselraten, sondern fühlen sich einer Stimme aus
dem Jenseits gegenüber: sie bestaunen deshalb die wenigen Treffer als Beweise
einer überirdischen Fähigkeit und vergessen die Fehlleistungen vollständig.
Höchstens sind sie geneigt, die Irrtümer als absichtliche Täuschungsmanöver
des ,.Lügengeistes" anzusprechen! Demgegenüber war ich scharf auf der Wacht
und wog die wenigen, allerdings mitunter überraschenden Erfolge gegen die
zahlreichen Fehlangaben — sie waren selbstverständlich in sehr vielen Fällen
nicht nachzuprüfen — ab. Und dabei sah manches Übernatürliche sehr natürlich,
manches Teufelsmäßige recht menschlich aus.

Aber doch liegen Vntworten vor, die über Zufallstreffer entsclreden hinausgehen
, die auch nicht dem Unterbewußtsein des Mediums entstammen können,
sondern auf telepathische Fähigkeiten schließen lassen. Voranstellen will ich
jedoch das mitunter bewiesene merkwürdige Zeitbewußtsein, indem „Judas"
auf Befragen die Zeit, die keinem der Anwesenden bekannt war, auf die Minute
genau, und zwar mehrmals, angab. Ein solches Zeitempfinden der unterbewußten
Psyche ist ja von anderen Beobachtungen her wohlbekannt; ich erinnere
nur an posthypnotische Befehle. Ferner möchte ich an dieser Slelle auf
einen seinerzeitigen kurzen Bericht in der Zeitschrift für Psychologie (1912,
S. 3^3) hinweisen: Ein schwachsinniger Knabe von 71/2 Jahren hat hervorragende
Fähigkeiten in der Angabe von Kalenderdaten und gibt, auch wenn er nachts
geweckt wird, auf das genauere die Zeit an.

Angaben des .,Judas die an Telepathie, an Hellsehen, an Gedankenlesen,
ja sogar an Prophetie erinnern, wurden zum Teil schon angeführt. Ganz zweifelsfrei
scheint mir zu sein, daß das schauspielernde Spaltich mi* Psychen
einzelner Anwesenden in telepathischem Kontakt stand, besonders mit der Seele
des Kaplans G. war eine überraschende Verbindung vorhanden, die zu Schlag
auf Schlag erfolgenden Antworten im Sinne des fragenden Geistlichen führte.
Auch bei anderen Besuchern und Fragestellern beobachtete ich diese seelische
Vprbindung. Dagegen bestand mit meiner Psyche kein telepathischer Kontakt,
weshalb alle Frager nach meinen Lebensdaten, nach meinen verstorbenen
Verwandten usw. restlos mißlangen. Selbstverständlich wurden auch die allermeisten
Fragen nach Dingen, die keinem Anwesenden bekannt waren, unrichtig
oder überhaupt nicht beantwortet. Jedenfalls war das immer wieder zu
hörende Staunen der Anwesenden über das wunderbare Wissen des „Geistes",
das schon nahe an Allwissenheit heranreichte, durchaus nicht berechtigt. Jedenfalls
liegt kein Beispiel telepathischer, hellseherischer oder gar prophetischer


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